Genetik

 

Auf dieser Seite möchte ich einen kurzen Einblick in die Genetik beim Hund, speziell beim Sheltie und Collie geben.

 

Zunächst ein paar Basisinformationen:

Die Informationen über fast alle genetischen Merkmale liegen in den Chromosomen. Diese bestehen wiederum aus vielen einzelnen DNA-Abschnitten, den Genen. Säugetiere haben einen zweifachen Chromosomensatz, das bedeutet, jedes Gen besteht aus zwei Allelen. Eines stammt vom Vater und eines von der Mutter.

Wenn diese beiden Allele identisch sind, ist das Tier für dieses Merkmal reinerbig.

Wenn die beiden Allele unterschiedlich sind, ist das Tier mischerbig für dieses Merkmal. Der Phänotyp (also wie das Tier aussieht oder ob es von einer Krankheit betroffen ist oder nicht) hängt davon ab, wie sich die beiden Allele zueinander verhalten.

Es gibt dabei folgende Möglichkeiten:

- dominant/rezessive Vererbung: ein Merkmal ist dominant, das heißt es setzt sich durch. Das rezessive Merkmal kann sich nur ausprägen wenn es reinerbig (also zweifach) vorliegt.

- intermediäre Vererbung: die beiden Merkmale vermischen sich (Beispiel: Blume trägt ein Allel für weiße Blüten und eines für rote Blüten. Der Phänotyp sind rosa Blüten).

- kodominante Vererbung: die Merkmale prägen sich beide aus (Beispiel: Blume trägt ein Allel für weiße Blüten und eines für rote Blüten. Der Phänotyp sind rote und weiße Blüten).

 

 

Gesundheit

Bei Erbkrankheiten, die rezessiv vererbt werden, kann das Tier nur erkranken wenn es zwei defekte Allele hat. Es muss also sowohl vom Vater, als auch von der Mutter ein defektes Allel erben. Träger sind gesund. Doch auch wenn ein Tier zwei defekte Allele für eine Krankheit hat, bedeutet das bei den meisten Krankheiten noch nicht, dass das Tier auch klinisch krank ist. Vielmehr sind viele Gentests als Risikoeinschätzung zu verstehen, dass heißt ein Tier mit zwei defekten Allelen hat ein deutlich höheres Risiko an einer speziellen Krankheit zu erkranken, als ein freies oder Träger Tier.

Folgende Krankheiten werden rezessiv vererbt: CEA, DM, IPD, HUU, CNGA1 PRA, BBS2 PRA, rcd2 PRA, prcd PRA, vWD3

 

Bei Krankheiten, die dominant vererbt werden, reicht ein defektes Allel um mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eine Erkrankung auszuprägen. 

Folgende Krankheiten werden dominant vererbt: MH

 

MDR1 ist ein Sonderfall, hier liegt eine intermediäre Vererbung vor. Hunde mit zwei defekten Allelen reagieren sehr empfindlich auf viele Arzneimittel, Hunde mit einem defekten Allel reagieren weniger stark, haben aber ebenfalls eine erhöhte Empfindlichkeit.

 

 

Aussehen

Das Aussehen eines Hundes wird von vielen verschiedenen Genen bestimmt. Die Fellfarbe jedes Säugetieres setzt sich aus rotem Pigment (Phäomelanin) und schwarzem Pigment (Eumelanin) zusammen. Verschiedene Gene können die Ausprägung eines oder beider dieser Pigmente unterdrücken, abschwächen oder verstärken.

Im folgenden werden die für den Sheltie und Collie relevantesten Gene vorgestellt:

 

 

Agouti-Lokus (wirkt sich auf rotes & schwarzes Pigment aus, die Dominanz nimmt nach unten immer ab, das heißt Ay ist dominant gegenüber aw, at und a; aw ist dominant gegenüber at und a, usw.)

Ay -> sable (ein reinerbiger sable wird goldsable genannt und ein mischerbiger sable wird darksable genannt, darksable sind in der Regel dunkler als goldsable)

aw -> wolfsgrau (kommt bei Sheltie & Collie nicht vor)

at -> schwarz mit tan Abzeichen (wird beim Sheltie & Collie tricolour genannt, reinerbige (at/at) Hunde haben kräftigere tan Abzeichen als mischerbige (at/a) Hunde)

a -> schwarz (kommt beim Collie nicht vor, nur beim Sheltie)

 

Ay/Ay

(goldsable)

Ay/at

(darksable)

at/at

(tricolour)

a/a

(schwarz-weiß)



 

Merle-Lokus (wirkt sich nur auf schwarzes Pigment aus und ist daher bei hellen Hunden nicht sichtbar, kann je nach Ausprägung zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie Taubheit oder Blindheit führen)

Mh -> Harlequin Merle, kann mischerbig wie ein klassischer Merle aussehen, hat oft einen hohen Weißanteil, reinerbig Doublemerle, sehr hoher Weißanteil

M -> klassisches Merle, mischerbig typische bluemerle Zeichnung, reinerbig Doublemerle, sehr hoher Weißanteil

Ma(+) -> atypisches Merle, Fellfarbe ist leicht aufgehellt

Mc(+) -> cryptisches Merle, normale Färbung

m -> kein Merlegen, normale Färbung

 

 

Um das Risiko gesundheitlicher Beeinträchtigungen bei Merle Hunden zu minimieren, schreibt der CfBrH vor, dass Merle Hunde nur mit tricolour oder schwarz-weißen Hunden verpaart werden dürfen. Außerdem testen immer mehr Züchter ihre Hunde auf das Merlegen (auch meine Hunde sind alle auf das Merlegen getestet).

 

Die Hunde auf den beiden Bildern links haben phänotypisch die klassische Merlezeichnung. Welchen Genotyp sie haben, lässt sich nur durch einen Gentest feststellen. Der Collie rechts ist sablemerle. Da sich das Merlegen nur auf das schwarze Pigment auswirkt, lässt er sich nur schwer von einem sable Hund ohne Merlegen unterscheiden.

 



 

S-Lokus (Piebald Scheckung) Nicht zu verwechseln mit der Irischen Scheckung, die alle Shelties und Collies haben (weiße Pfoten, Schwanzspitze, Bauch und Brust, manchmal Halskrause, Blesse)

S -> normale Farbausprägung

sp -> Piebald Scheckung

 

S/S

(keine Piebald Scheckung)

S/sp

(keine Piebald Scheckung)

sp/sp

(Piebald Scheckung)

 

Die Piebald Scheckung sieht man bei den europäischen Shelties und Collies selten, da sie hier nicht als rassetypisch gilt. Bei den amerikanischen Shelties und Collies ist sie sehr beliebt.

 



I-Lokus (Intensität der roten Farbe)

Für den I-Lokus gibt es 5 verschiedene Gene, bei denen es jeweils drei mögliche Genotypen gibt:

rot/rot -> intensive rote Farbe

rot/creme -> mittlere rote Farbe

creme/creme -> wenig rote Farbe

 

Insgesamt gibt es also 243 verschiedene Rotfärbungsvariationen.

Hat der Hund auf allen 5 Genen den Genotyp creme/creme, ist er so hell, dass er weiß aussieht. Ist er auf allen 5 Genen rot/rot, hat er so eine intensive rote Farbe wie der Hund rechts.

 

 

 

Hier sieht man die Kombinationen der Rot-Gene bei den von mir getesteten Hunden (bei Laboklin kann man nur das MFSD12 Gen testen, bei Embark erhält man das Ergebnis für alle fünf Gene).